Was ist Transsexualität und woher kommt Sie? Diese Frage stellen sich viele Transsexuelle/Transidente und deren Angehörige.

Leider gibt es viel zu viele falsche Vorstellungen, die eine Schuld oder „Abartigkeit“ bei den Betroffenen sehen. Folgender Artikel soll mit diesen Klischees aufräumen:

zunächst wollen wir uns mit der Frage beschäftigen:

Was ist Transsexualität oder besser Transidentität?

Hierzu müssen wir zwischen zwei Gesichtspunkten unterscheiden:

1. Das Ich, also das was mich geistig ausmacht, mein Selbstgefühl, meine Verhaltensweisen etc.

2. Mein sichtbarer Körper, also alles was sich z.B. auf einem Foto sehen lässt.

(Sie sehen, das ist wie bei einem Computer. Es gibt die Hardware und Software ;>) Ich kann auf einem Apple MAC Windows installieren, dann ist es kein Apple Mac mehr sondern nur einer von vielen Windows PC´s und wird sich genauso verhalten)

Bei einer MZF (Mann zu Frau Transidenten) ist der Körper männlich, das Ich jedoch weiblich ausgeprägt, bei FZM (Frau zu Mann Transidenten) ist es genau umgekehrt.

Wenn Sie, liebe/r Leser/in, ein Mann sind stellen Sie sich doch bitte einmal vor, Sie wären Ihr ganzes Leben lang als Frau erzogen worden und alle erwarten von Ihnen, dass Sie die typischen Klischees einer Frau erfüllen, Ihre Eltern haben von Ihnen verlangt Kindergärtnerin zu werden und einen Mann zu heiraten. Wenn Sie eine Frau sind stellen Sie sich vor, Sie wären Ihr ganzes Leben als Mann erzogen worden, hätten Fussball spielen, sich prügeln und in die Armee gehen müssen. Und jedes Mal, wenn Sie Ihr eigentliches Ich zum Vorschein kommen lassen wollten wurden Ihnen massive Vorhaltungen gemacht, Ihre Mitmenschen haben sie belächelt, manche sogar gemobbt und für verrückt erklärt.

Stellen Sie sich dieses einmal ganz intensiv vor und achten Sie auf Ihre Gefühle, die Sie dabei haben. Spüren Sie die Verzweiflung, weil Ihnen keiner Glauben will? Spüren Sie die Selbstzweifel, weil Sie aufgrund der ständigen Beeinflussung von aussen sich schon langsam selbst für unnormal halten? Spüren Sie die spöttischen und manchmal auch hasserfüllten Blicke anderer, die Sie auf der Strasse nur anhand Ihres Körpers identifizieren und somit ein unstimmiges Bild sehen? Spüren Sie die Traurigkeit und auch den Hass, den Sie auf andere haben, die Sie nicht so sein lassen, wie Sie sind?

So fühlt sich ein/e Transidente/r sein ganzes Leben lang!

Dabei ist Transidentität weder eine Krankheit noch ein psychisches Problem sondern eine Laune der Natur wie wir im folgenden sehen werden:

Woher kommt Transidentität?

Es gibt hierzu einige Forschungen, die letztendlich keinen alleinigen Grund finden konnten, sondern eine Fülle von Gründen. Einige werde ich versuchen zu erklären:

1. Der Einfluss der Gene

Wie wir uns im Mutterleib entwickeln wird durch die Gene bestimmt. Für das Geschlecht sind , so wurde bis vor einiger Zeit angenommen, insbesondere das X und das Y Chromosom zuständig: XX = Frau XY = Mann.

So einfach ist es jedoch nicht. Inzwischen wurde festgestellt, dass lediglich ein kleiner Baustein des Y Chromosoms für die Entwicklung zuständig ist: das SRY Gen.

Weiterhin ist es nicht so, dass der Mensch von der Zeugung an festgelegt ist. Bis zur 8. Wochen gibt es einheitliche „Geschlechtsmerkmale“ aus denen sich dann später entweder Eierstöcke, Gebärmutter etc, oder Hoden, Prostata, Penis entwickeln. Generell kann man sagen : Ist das SRY Gen vorhanden entwickeln sich männliche Geschlechtsmerkmale, fehlt es entwickeln sich weibliche.

Bei der Zeugung werden bei der Frau die XX Chromosomenpaare geteilt, so dass jedes Ei ein X Chromosom enthält. Bei dem Mann wird das XY Paar geteilt, so dass jeweils ein Spermium mit X und eines mit Y Chromosom vorhanden ist. Trifft jetzt ein Spermium auf ein Ei vereinigen sich die Chromosomen wieder zu XX oder XY.

Soweit so gut. Nun kann es aber bei der Teilung beim Mann dazu kommen, dass das SRY Gen auf das X Chromosom wandert.
Wir haben dann in der Entwicklung eine Frau (XX Chromosomen) wo jedoch durch Einfluss des SRY Gen männliche Geschlechtsmerkmale entstehen.

Weiterhin kann es vorkommen, dass bei der Zellteilung Lesefehler auftreten, so dass trotz XY Chromosom das SRY Gen nicht korrekt entschlüsselt wird, somit also auch keinen oder nur geringen Einfluss auf die Entwicklung der Geschlechtsmerkmale nehmen kann. Diese Varianten treten ca bei jeder 1000.ten Zeugung auf.

Hinzu kommen weitere Varianten wie  XXY oder X Typen. Auch hier spielen Vererbung, Umwelteinflüsse und „Lesefehler“ bei der Reproduktion von Zellen eine Rolle.

2. Die Unterschiedliche Entwicklung von Gehirn und Körper

Bis zur 8. Woche ist – wie oben bereits geschrieben – der Mensch weder männlich noch weiblich. Zwischen der 8. und 12. Woche entwickeln sich das Gehirn und die Produktion der Geschlechtshormone beginnt. Ab der 12. Woche entwickeln sich dann die typischen Geschlechtsmerkmale. Dabei gilt : ist Testosteron vorhanden geht die Entwicklung in die männliche Richtung, sonst in die weibliche.

Nun kann es vorkommen, dass sich dass Gehirn zunächst weiblich entwickelt bevor die Testosteron Produktion beginnt und damit die Entwicklung der männlichen Geschlechtsmerkmale angestoßen wird, oder es kann vorkommen, dass zunächst der Testosteronspiegel höher ist, sich dass Gehirn somit männlich entwickelt, später aber nachlässt und sich somit die Geschlechtsmerkmale weiblich oder gemischt entwickeln.

Studien der Uni Bochum und anderer haben gezeigt, dass es diverse hormonaktive Substanzen gibt, die darauf Einfluss haben. Dazu zählen z.B. Phtalate und Dioxine. Werden diese von der Mutter in irgend einer Form während der Schwangerschaft aufgenommen entfalten sie ihr Wirkung indem Sie z.B. die Wirkung des Testosteron blockieren.

Fazit:

Transidentität ist also eine Laune der Natur, genau so wie es große und kleine, dicke und dünne Menschen gibt.

Transidente können also genauso viel für Ihre Transidentität wie ein 2,05 Meter Mann etwas für seine Größe kann. Nichts!

Daraus erklärt sich aus, dass es nicht möglich ist Transidentität zu heilen, wie schon der Fall John/Joan des Psychologen Money eindrucksvoll zeigt.

Schlussbemerkung:

Diese ganze Entwicklung hat übrigens nichts mit der geschlechtlichen Vorlieben zu tun. Auch hier gibt es hetero und homosexuelle. Es gibt daher MzF Transidente , die Frauen lieben , also lesbisch sind (für Außenstehende, die nach dem Körper gehen, erscheinen sie heterosexuell), wie MzF, die auf Männer stehen, also heterosexuell sind, von Außenstehenden aber als schwul angesehen werden. Dies gilt ebenso für FzM Transidente.

Quellen: Fachvorträge im Rahmen der Magnus Hirschfeld Tage durch Dozenten der Universitäten Düsseldorf und Bochum.

Kategorien: Medizinisches

Dina

Ich bin psychologische Beraterin, verheiratet und selbst betroffen. Ich habe meine PAE 2017 durchgeführt, nachdem ich mehrere Jahre schon privat als Frau und seit 2016 auch beruflich als Frau gelebt habe. Zusätzlich zu der Ausbildung zur Psych Beraterin habe ich diverse Kurse über Endokrinologie, S3 Leitlinien, GaOP-Methoden an der Akademie für Urologie absolviert.