Hallo ich bin Jessika-Christine – genannt Chrissie – und möchte mich im Folgenden kurz vorstellen

chrissie

Ich bin ein typisches Kind der 1960er. Damals gab es weder Internet noch Foren oder gar Handys, selbst Farbfernsehen waren zum Teil noch rar gesät und die 3 Fernsehsender, die es damals gab, hatten zwar alle möglichen Themen im Programm, allerdings waren Transgender noch ziemlich unbekannt und so gab es auch keinerlei Sendungen über dieses Thema.

Ich habe zwar schon früh gemerkt, dass etwas nicht stimmt- so wollte ich z.B. mit 5 lieber eine Puppe mit Puppenwagen zum Geburtstag. Ich habe lieber mit Mädchen aus der Nachbarschaft Vater Mutter Kind Spiele gespielt, wobei ich am liebsten die Mutter war, anstatt mit den Jungs Fußball und war auf der Schule eher zurückhaltend und ging jeder Auseinandersetzung aus dem Weg.

Nach ein paar Jahren (ich glaube im Alter von 11-12) hatte ich dann die notwendige Größe, dass ich zum ersten Mal die Sachen meiner Mutter richtig anprobieren konnte. Da ich den Eindruck hatte, dass das die richtige Kleidung für mich war habe ich fortan jedes Mal wenn meine Eltern länger Unterwegs waren diesem Drang nachgegeben.

Ob meine Eltern was gemerkt haben kann ich nicht sagen, ich vermute es jedoch stark, da ich sicherlich nicht wirklich alles so wieder zurücklegen konnte, dass es nicht auffiel. Allerdings haben meine Eltern nie was dazu gesagt. Was auch an der damals doch etwas prüden Einstellung gelegen haben kann.

Meine Frau habe ich mit 25 kennen gelernt und mit 27 haben wir dann geheiratet. Meine Frau wusste von Anfang an Bescheid auch wenn es noch keinen Namen für mein Verhalten gab. Hier hat mir der Zufall geholfen. Ich bat meine Frau doch mal öfter Miniröcke anzuziehen, worauf sie meinte, die könnte ich selber tragen, ihr wären sie zu kurz. Ich sagte darauf: „Wenn Du mir einen nähst“, was sie dann auch tat. Seitdem konnte ich mich in den eigenen vier Wänden ziemlich frei bewegen. An rausgehen war damals noch gar nicht zu denken, auch fehlten natürlich noch viele wirklich straßentaugliche Sachen. Für erste Ausflüge nutzte ich im Winter meistens die langen Strecken nach Hause – ich war im Außendienst und somit häufig in ganz Deutschland unterwegs – natürlich immer bemüht möglichst nicht aufzufallen.

Meine Eltern sind verhältnismäßig früh gestorben und nachdem dann zwischen 2005 und 2008 drei gute Freunde kurz hintereinander ohne Vorwarnung verstorben waren fing ich an zu grübeln, dass das doch nicht alles im Leben sein könnte. Ich suchte im Internet und fand endlich einen Begriff der auf mich passte „Transgender“ und sogar Foren, wo man sich mit gleichen austauschen konnte. So kam ich zum Gendertreff.

Das erste Mal war ich dann in Begleitung meiner Frau noch ganz verschämt als Mann bei einem Treffen auf Schloss Burg. Mir fiel sofort die herzliche Art des Umgangs miteinander auf und obwohl das Treffen in einem normalen Café stattfand gab es keinerlei Probleme mit anderen Gästen oder der Bedienung. So war mein zweites Treffen – damals noch im Café-Süd – schon en-femme und nach gar nicht langer Zeit habe ich mich ungezwungen in der Öffentlichkeit bewegt.

Heute bin ich beruflich, bei meinen Freunden, Ärzten und in der Nachbarschaft geoutet, habe die Personenstandsänderung vollzogen. Zurzeit nutze ich meine Freizeit zur Weiterbildung im Bereich TS und Psychologie, da ich gern dazu beitragen möchte, dass auch andere Transgender sich an die Öffentlichkeit trauen und das vereinzelt noch vorhandene falsche Bild von Transgendern gerade zu rücken.

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Dina

Ich bin psychologische Beraterin, verheiratet und selbst betroffen. Ich habe meine PAE 2017 durchgeführt, nachdem ich mehrere Jahre schon privat als Frau und seit 2016 auch beruflich als Frau gelebt habe. Zusätzlich zu der Ausbildung zur Psych Beraterin habe ich diverse Kurse über Endokrinologie, S3 Leitlinien, GaOP-Methoden an der Akademie für Urologie absolviert.